(Erschienen in: Berliner Linke, Nr. 24, 16. Juni 1995, S. 8)
Alles, was von oben kommt, ist von Übel, verkündete jüngst der PDS-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Peter-Rudolf Zotl. In dem hier interessierenden Fall hieß »oben« Lothar Bisky, und was von »oben« kam, war die Bitte auf dem letzten Parteitag der Berliner PDS, vielleicht doch einmal das Wörtchen »Sozialismus« im Wahlprogramm zu erwähnen. So ganz übel war der Rat nicht, und in der Tat findet sich dann auf der Seite zwei des Wahlprogramms die erst- und letztmalige Erwähnung dieses Wortes. Ich gehe davon aus, die Genossinnen und Genossen haben sich dabei etwas gedacht. Bloß was? Ich weiß es nicht. Daher will ich auch nicht weiter rätseln. Es ist, meine ich, ein grober Fehler. Allerdings wird, wie in den bisherigen Berliner Wahlkämpfen, der Sozialismus, den wir im Parteinamen führen, mit Sicherheit eine Rolle spielen. Die Genossinnen und Genossen in den Bezirken werden sich nicht verleugnen.
Warum sollten wir im Berliner Wahlkampf sehr eindringlich vom Sozialismus reden? Es gibt dafür mindestens vier Gründe. Erstens ist der Bezug auf den Sozialismus vom Parteiprogramm bis zu den bekannten »Fünf Punkten« (dem Beschluß »Sozialismus ist Weg, Methode, Wertorientierung und Ziel«, verabschiedet auf der 1. Tagung des 4. Parteitages) unverzichtbarer Bestandteil des Grundkonsens der PDS. Zweitens sind die Mitglieder der PDS ihrem politischen Selbstverständnis nachmehrheitlich Sozialisten. Drittens ist genau das unser politisches Angebot an die Berliner Wählerinnen und Wähler: sozialistische Politik zu machen. Und viertens ist der Sozialismus unser politisches Markenzeichen. Wir sind die einzige Partei, die als sozialistische Partei von den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes wahrgenommen und akzeptiert wird. Natürlich, das will ich nicht unterschlagen, ist gerade die ungebrochene Sympathie großer Teile der Bevölkerung für die sozialistische Idee ein guter Grund anzunehmen, daß mit dieser Idee politisch bestens geworben werden kann.
Wir sind eine offene Partei, treten mit einer offenen Liste zu den Wahlen an. Nicht offen ist unser sozialistischer Charakter. Verlassen wir uns nicht darauf, daß jeder weiß: das S im Parteinamen steht für Sozialismus.